Der Anfang

oder:
1. Ein ganz harmloser Besuch

September 2016, Musikerfreunde besuchen Tassilo im Atelier in Eggenstein.
Wollen aber auch radelnd etwas von der Umgebung sehen.
Natürlich gehört dazu die Idylle des Leopoldshafener Altrheins.

Zu erleben: intensiver Rheinaue-Natur, ehemaliges „Strandbad“ des Dorfes und die begehbare „Aussichtsplatform“ auf dem alten Kranfundament des von ca. 1840 – 1890 betriebenen Rheinhafens.
Von hier auch der Blick auf die Museumsfähre „Sophie“.
Freunde fragen Tassilo: „Kann man da drauf?“
„Hm, keine Ahnung; aber ich glaube, eher nicht …“
„Schade. So ein bisschen Altrheintuckern wäre sicherlich nett.“
„Ja, stimmt eigentlich – und dann noch mit Musik die Atmosphäre einfangen.“
„Ja, ja. Tassilo und seine Spontangeschichten.“
„Moment mal! Ich habe da eine Idee: Geschichte wahr werden lassen!
Ihr seid doch Musiker – oder?“
„Und????“
„Ich kümmere mich,
– dass sich die Fähre irgendwie für und mit uns bewegt
und ihr spielt die Musik: Fähr-Musik!
Fairer Deal – oder?“
„Klar! Träum´ weiter Tassilo …… sag, wo radeln wir jetzt noch hin?“
„Leute! Der Wassermusik-Geist hat zu mir gesprochen. Da muss man doch handeln …“
Meine flapsige Bemerkung geht im Gelächter der Begleiter unter und weiterradelnd ist für sie die Episode bald vergessen. Aber für mich drängt sich die Frage auf: beinhaltet flapsig nicht auch Ernst – ein bisschen zumindest?

Der Besuch ist bald wieder verabschiedet.
Aber Eindrücke bleiben und werden eindringlich. Die in Tassilo immer wieder entstehenden Bilder und Geschichten von Fähr-Musik, fairer Deal, stille Sophie, Wassermusik; Naturschauspiel und und und tanzen umeinander, verwurschteln und vereinigen sich bis sie sich plötzlich in einen für mich griffigen Begriff endgültig festsetzen: Fähr play!

Von da an scheint plötzlich der Weg nicht mehr weit: über die Gemeindeverwaltung zum Verantwortlichen der Museumsfähre und wie in einer Art Liebe auf den ersten Blick die Grundlagen der Zusammenarbeit legen.

Klar kommt dann (für Tassilo reichlich bekannte) übliche Ochsentour: rechtliche und organisatorische Hindernisse und Vorbehalte ausräumen.

2. Schließlich im Juni 2017: Fähre frei für die Matinée Fähr play!

Das geplante Event wird zum gelungenen Experiment und erstaunlicher Zuspruch bis hin vom Bürgermeister: „Sie, das kann man ja nochmal machen, oder?“

3. Das zweite Fähr play! im Juni 2019
ist das Ergebnis, wie der ursprünglich einmalige Impuls „Mal Museums-Fähre fahren mit Kultur in freier Natur“ von inspirierender Umsetzung genährt, weiter wächst, die Konzeption sich weiter entwickelt und auch Energie für erneute Vorbereitungsarbeit fördert.

Der Schock, dass durch das unerwartete Hochwasser fünf Tage vorher das Event wohl ausfallen muss, währt (zum Glück) nur kurz.

In positive Energie umwandeln und kreativ das Format kurzfristig ändern! Siehe da: welch neue Perspektiven und Bereicherung.

4. In den Jahren 2020 und 2021
kommt Corona mit all den verheerenden Folgen für das Kulturleben – und stoppt auch unser Vorhaben.

5. Endlich: Die dritte Matinée Fähr play! im Juni 2022.
Nach der Zwangspause sogar mit neuem Format:

Diesmal mit Publikum auf der Fähre.

Mit dem Experiment, das Publikum auf die Musikfahrten mitzunehmen, etabliert sich ein begeistert aufgenommener (weiterer) Meilenstein.

6. Mit dem vierten Fähr play! im Juni 2023

verlässt das Event seine ausprobierende Anfangsphase: mit der im Frühjahr gemachten Zusage des mittlerweile neu gewählten Bürgermeisters und seiner Gemeindeverwaltung, soll das Format Fähr play! unterstützt werden und ein fester Bestandteil der Kulturlandschaft der Gemeinde bleiben.

Also: der Anfang ist erfolgreich getan, die Rahmenbedingungen sind gesichert, das Baby läuft und freut sich auf die Weiterentwicklung der Konzeption und ihre künftige Umsetzung.

Zur gesamten historischen (Weiter)Entwicklung siehe Kapitel „Fährfeste der Vergangenheit“.

Konzeption Musikmatinée Fähr play!

eine TAT-Kulturinitiative von Tassilo, Agenda Ortsgeschichte Egg.-Leo. und Tante Polly

Eine stillgelegte Fähre zeitweilig aus ihrem Museumsschlaf erwecken und ihre ursprünglich schnöde technische Zweckbestimmung verfremden, indem sie für den Transport von besonderer Musikkultur genutzt wird – das ist der Impuls für die Musikmatinée „Fähr play!“ rund um die Museumsfähre „Sophie“ im Alten Hafen von Eggenstein-Leopoldshafen.

Die Planung und Ausführung der morgendlichen Kulturveranstaltung (=Matinée) wird getragen von den Grundgedanken

  1. Unterhaltung und Freizeitvergnügen der anderen Art
    1. Atmosphäre: zwischen Konzert-, Picknick-, Naturstrand- und Gastrosphäre
    2. Andere Rezeption: nahe bei der Musik und Angebot selbst Teil werden zu können
    3. Töne und kein Lärm: vorzugsweise unplugged (Einzel-) Tönen Raum und Bedeutung geben (darum möglichst keine Big Bands, Blaskapellen, Krachmusikoffs, große Orchester usw)
    4. unverkrampft mit der Konzeption den Raum geben für das Experiment und Entwicklung eines ansprechenden Niveaus und eigenständigen Kulturformates in der Rhein(hafen)aue
  2. Musik der anderen Art
    1. Anderer Ort: Fähre, Strand, Terrasse und sogar Tanzboden im Freien
    2. Anderer Sound: ungewöhnliche Instrumentation und möglichst handgemacht (=unplugged)
    3. Anderer Inhalt: Musik soll sich mittel- bis langfristig mit den Einflüssen der einmaligen Umgebung auseinandersetzen, aufnehmen und entwickeln (Hafenkompositionen?)
  3. Verpflegung der anderen Art („Tante Polly´s homemade“)
    1. Grundsätzlich (aber nicht militant) vegetarisch
    2. Gesund und nachhaltig (frisch zubereitet / Zutaten einheimisch / …)
    3. Und wem das nicht reicht, bleibt gerne so frei für eigenes Picknick
    4. Trotz Bier und Wein schöne Alternativen: Mischungen, Säfte, Kompositionen
  4. Last but not least: Alleinstellungsmerkmale – Heimatstolz
    1. Wohl sehr wenige Gemeinden werden eine intakte Museumsfähre besitzen, geschweige können diese gänzlich für eine aktive kulturelle Unternehmung nutzen. Damit ist „Fähr play!“ ein einzigartiges Kulturangebot für die Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen.
    2. Kulturpotential: Wer schreibt musikalische Fähr- und Strandgeschichten? Abseits des herkömmlichen (Musik-)betriebs das musikalische Potential in und um die Gemeinde entdecken